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Diese Kirche finden wir offen, betreut von einer Nonne aus einem Wiener Missionsorden, und der im Kunstführer erwähnte Flügelaltar ist wirklich zu betrachten, im schlicht-weißen Seitenschiff. Er ist zwar das bedeutendste Kunstwerk dieses Gotteshauses, steht aber nicht im Zentrum. Geweiht ist die Kirche nämlich Maria Himmelfahrt, da paßt eine Darstellung der Mutter Gottes inmitten der zwölf Apostel nicht so ganz - den Hauptaltar schmückt deshalb eine Rubenskopie. Der Flügelalter dagegen gehört zu den in Kärnten in so unge- wöhnlich reichem Maße erhaltenen Orginalen  aus der  Gotik. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Altar von Siebenhirter, dem ersten Hochmeister des in Millstatt ansässigen Georg-Ritter-Ordens, gestiftet. Die linke Seite ist recht eindeutig, auch für kirchlich nicht sonderlich beschlagene Leute von heute, thematisch einzuordnen: oben Mariens Tod, unten die Präsentation der Wund- male für den ungläubigen Thomas, die rechte Seite soll 'Christus auf dem Meer' und 'Aussendung der Apostel' darstellen.
Im Chorraum kann man wieder einmal die verschiedensten Epochen nachvoll- ziehen. Bei der Restaurierung 1941 wurden alte Fresken freigelegt (wohl gotisch, zart blaß ätherisch - eine Verkündigung, eine Kreuzigung und der Hl. Petrus). Vis-à-vis eine Kreuzigungsgruppe aus Holz ist schlicht und ausdrucks- voll, das Alter ungewiß. Die Hauptausmalung des Chorgewölbes datiert um 1680, dann kam es im Barock zur zeitgemäßen Ausschmückung des Altars.
Mit viel Glück kann man vielleicht sogar den Turm besteigen, ein altes Gemäuer mit Schießscharten und komfortablen neuen Holzstiegen. Auch dieser Turm war als Verteidigungsbastion angelegt, und wie bei sehr vielen Kirchen in dieser Region steht er an der Ostseite, neben dem Chor. Oben finden sich fünf (!) Glocken und - so das Wetter will - ein großartiger Ausblick bis hinüber zum Goldeck.